Tirol und dein Tourismus
„Take care of your employees and they'll take care of your customers “ - Bill Marriott
Der Tourismus kann in Tirol auf eine lange Tradition zurückblicken. Während man bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts von einem sogenannten "Durchgangs-Fremdenverkehr" in Tirol spricht - Tirol lag im Schnittpunkt wichtiger Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen - stieg am Beginn des 20. Jahrhunderts die Nachfrage nach Tirol als Urlaubsland.
Wenn Tirol als Tourismus-land bezeichnet wird, dann zu Recht. Fast 25.000 Betriebe leben in Tirol direkt vom Tourismus und jede Nacht könnten sich ca. 340.000 Gäste gleichzeitig zur Ruhe begeben, denn so viele Betten stehen zur Verfügung. Der Nutzen für die anderen Wirtschaftszweige liegt auf der Hand. Ebenso die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Der Tiroler Tourismus beschäftigt rund 60.000 Erwerbstätige. Mit 6,2 Millionen Ankünften sind im Winter 2017/18 um fast 300.000 Gäste mehr nach Tirol gekommen als im Jahr zuvor und damit so viele wie noch nie.
Bei den Übernachtungen in Tirol haben wir mit 27,6 Millionen im Zeitraum von November 2017 bis April 2018 ebenfalls einen neuen Höchstwert, sowie einen Zuwachs von 1,1 Millionen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
11,7 Mio. Ankünfte in Tirol
47,7 Mio. Übernachtungen
ca. 340.000 Betten
Rund jedes zweite Bett in Tirol entfällt auf die Hotellerie. Direkte touristische Bruttowertschöpfung Tirols beträgt rund € 4,5 Mrd., das sind 17,5% Anteil an der gesamten Tiroler Bruttowertschöpfung. Für Österreich liegt der Anteil der direkten Wertschöpfungseffekte des Tourismus an der Gesamtwertschöpfung bei 5,3%. Im Vergleich dazu liegt der Anteil in Oberösterreich bei 3,1% und Wien bei 1,6%. So ist beinahe ein Viertel der gesamten Tiroler Bruttowertschöpfung auf den Tourismus zurückzuführen. Es profitiert also die gesamte Wirtschaft von den Gästen, die nach Tirol kommen. Vor allem wenn man weiß, dass über 70 % der Investitionen in der Hotellerie und Gastronomie ausschließlich an Tiroler Firmen vergeben werden, sieht man wie sehr der Tourismus für Arbeitsplätze in anderen Branchen verantwortlich ist.
Während die Gäste die österreichischen Betriebe schätzen, wollen Österreicher dort nicht arbeiten. Alleine in Tirol bedroht der Fachkräftemangel 43 % der bestehenden Jobs, warnen die heimischen Tourismusbetriebe. Viele Arbeitgeber versuchten den Mangel durch Digitalisierung auszugleichen, was bei der Rezeption und im Reservierungsmanagement funktioniere, aber nicht in der Küche. Es kann nicht sein, dass wir Rekorde einfahren, und letztlich scheitert es an den Arbeitskräften.
So toll sich der österreichische Tourismus auch schlägt, dort zu arbeiten können sich viele nicht vorstellen. Die Tourismusbranche leidet unter einem enormen Fachkräftemangel. Während das Interesse junger Menschen für eine Lehre in anderen Branchen nach wie vor vorhanden ist, sinkt der Reiz für junge Menschen ihren Lehrberuf im Tourismus. Man merkt, dass die Tourismustreibenden sparen. Und das auf Kosten der Arbeitnehmer. Doch das eigentliche Ziel sollte sein, seine Fachkräfte selbst auszubilden und nicht von außerhalb zu holen.
Der Fachkräftemangel entsteht nicht ohne Grund, denn die Gehälter sind oft zu nieder und die Arbeitszeiten aufgrund der Aufgaben selten familien- und freizeitfreundlich. Betroffene Arbeitgeber und somit die Wirtschaft sollten endlich damit beginnen umzudenken, denn die Basis für einen guten Betrieb sind seine MitarbeiterInnen. Und dies muss auch dementsprechend honoriert werden.
Laut dem Arbeitsklimaindex erkennt man genau, dass die Zufriedenheit der im Tourismus tätigen Personen sinkt und einen schlechteren Wert als in anderen Branchen erzielt. Wenn wir Qualitätstourismus haben wollen, brauchen wir motivierte MitarbeiterInnen und dazu braucht es gute Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung.
Wir wollen, dass Beschäftigte auch im Hotel- und Gastgewerbe länger gesund im Job bleiben können. Von kranken ArbeitnehmerInnen profitiert niemand.
Um im "War for talents" langfristig zu bestehen, ist ein gelungenes Employer Branding die entscheidende Voraussetzung. Unternehmen mit einer starken Arbeitgebermarke gelingt es nachweislich besser, die richtigen Talente anzuwerben und zu binden. Employer Branding eignet sich für Unternehmen aller Größen. Durch eine strategische und strukturierte Vorgehensweise sowie effiziente Kommunikationsmaßnahmen kann auch ohne großes Budget viel erreicht werden.